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subjektiv heißt im weiteren Sinne alles dasjenige, was nur im Subjekt existiert; im engeren Sinne heißen so solche Gedanken und Empfindungen, welche bloß in der besonderen oder individuellen Natur des Vorstellenden und Empfindenden begründet sind, während die objektive Erkenntnis und Empfindung durch die Natur der Sache selbst bestimmt ist (vgl. Objekt). Diese Bedeutung des Wortes ist übrigens erst in neuerer Zeit (innerhalb der Wolfschen Schule) aufgekommen; im Mittelalter (seit Duns Scotus 1265-1308) nannte man dasjenige subjektiv, was der Sache, dem Vorgestellten (subjectum) zukommt, objektiv (von obiicere = vorstellig machen) hingegen die Vorstellung davon. Unsere Subjektivität beweist dadurch ihre Macht, daß wir alle Dinge zunächst von dem Gesichtspunkt des eigenen Nutzens aus ansehen; niemand kann seine Subjektivität völlig verleugnen, selbst in wissenschaftlichen Fragen nicht. Nur einzuschränken vermag man ihren Einfluß durch allgemeine Gedanken, Gefühle und Interessen. Den theoretischen Subjektivismus vertreten die Sophisten (»der Mensch ist das Maß aller Dinge«), den praktischen die Egoisten (Stirner, Nietzsche). In Geschmacksund Glaubenssachen ist die Subjektivität am Platze, nicht aber in der Wissenschaft, die nach objektiver Wahrheit strebt. Vgl. Eucken, Geistige Strömungen der Gegenwart. Leipzig 1904, S. 11 ff.
* Friedrich Kirchner: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe. 5. von Carl Michaёlis neubearbeiten Auflage, Leipzig 1907. (Erste Ausgabe: Heidelberg 1886)
© Digitale Bibliothek Band 3: Geschichte der Philosophie
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