Das von der Volkswagenstiftung geförderte Forschungsprojekt „‚Person’ und ‚Subjekt’ im deutsch-russischen Kulturtransfer. Untersuchungen zum Begriffsfeld der ‚Personalität’ in interkultureller Perspektive“ setzt sich als Hauptziel, den geschichtlichen Wandel des philosophischen Verständnisses von ‚Personalität’ im deutsch-russischen Kultur- und Wissenstransfer zu untersuchen.
Der Gegenstand der Untersuchung ist das philosophische Vokabular, mit dem die personale Identität des Menschen beschrieben wird. Das Vorhaben ist interdisziplinär ausgerichtet und wird in Zusammenarbeit von Philosophen, Sprachwissenschaftlern und Historikern durchgeführt.
Die Zielsetzung ist in der Ansicht begründet, daß die Beziehung zur deutschen Philosophie für die Entwicklung des kulturellen Bewußtseins in der russischen Moderne und Gegenwart von fundamentaler Bedeutung ist. Eine Schlüsselrolle in diesem intellektuellen Transfer kommt dem philosophischen Verständnis von ‚Person’ und ‚Subjekt’ zu. Anhand einer Untersuchung des Transfers und der Adaptation dieser für den europäischen Kulturraum zentralen Konzepte lassen sich sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede in der kulturellen Entwicklung beider Länder im Zeitalter der Moderne verstehen.
Eine Untersuchung des interkulturellen semantischen Transfers eröffnet darüber hinaus eine neu Perspektive bei der Explikation von Personalitätskonzepten in der deutschen Philosophie, da sie in eine andere kulturelle und philosophische Tradition übertragen werden und neue argumentative Potentiale zeitigen. Denn diese Konzepte treffen auf eine metaphysische und ästhetische Deutungstradition von ‚Person’, die in Rußland auf griechisch-byzantinische Quellen zurückgeht und nicht nur in der Theorie der Ikonenmalerei, sondern auch beispielsweise in der Kunst der Avantgarde weiterentwickelt wird.
Im Forschungsprojekt werden zentrale Phasen dieses Transfers seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart thematisiert, in denen sich sowohl eine intensive Rezeption der deutschen Philosophie in Rußland als auch eine daran anknüpfende selbständige Ausarbeitung der Personalitätsproblematik beobachten läßt.