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Ruhr-Universität Bochum
Sportfakultät
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44801 Bochum
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Warum Sprachförderung im Unterricht?

Die adäquate Beherrschung der deutschen Sprache ist in Deutschland Voraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn und eine anschließende universitäre Ausbildung. Dabei geht es aber vor allem nicht nur um Alltagssprache, mit der die meisten Schüler weniger Probleme haben, sondern viel mehr um Bildungssprache und spezifischer Fachsprache in den einzelnen Unterrichtsfächern. Die Schülerinnen und Schüler bringen von Zuhause einen unterschiedlichen Stand an Bildungssprache mit, was zu einer enormen Chancenungleichheit führt, da viele gute Schüler/innen sich nicht anforderungskonform ausdrücken können und so schlechter benotet werden als sie eigentlich Leistung erbringen könnten. Hier jedoch ist es die Aufgabe der Schule den Schüler/innen das notwendige Vokabular näher zu bringen, denn wo könnte man Bildungssprache besser lernen als in dem Kontext in dem sie von den Schülerinnen und Schülern verlangt wird. Es geht also bei DSSZ (Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte) darum spezifische Sprache in den einzelnen Fächern zu fördern und so auch den Anforderungsrahmen für die Schüler/innen transparenter und zugänglicher zu machen umso für eine Chancengleichheit für alle Schüler/innen zu sorgen.

Auch im Sportunterricht ist dieses fachspezifische Vokabular von großer Bedeutung. Wenn man mal an eine Schulstunde denkt in der von der Lehrkraft anhand einer visualisierten Bewegungsanleitung ein neuer Bewegungsablauf erlernt werden soll, erinnert man sich auch schnell an die Schwierigkeiten die mit solchen Aufgabenstellungen einhergehen. Spezifisches Vokabular, wie z.B. Körperlängsachse, rücklings, Ristgriff oder Schwungbein, das für solche Bewegungsbeschreibungen nötig ist wird oft gar nicht oder missverstanden. Dieses Problem ist ein Phänomen was nicht ausschließlich bei solchen Aufgabenstellungen auftaucht, sondern ständig zu Missverständnissen bei Bewegungsrealisierungen führt. Weitere Beispiele sind Technikschulung oder Bewegungsanalyse, auch hier ist adäquates Vokabular die einzige Chance um sich präzise Auszudrücken und sicher zustellen das die konkrete Bewegung auch richtig beschrieben wird.

Warum Sprachförderung im Sportunterricht sehr gut umgesetzt werden kann hat sich in unserem gleichnamigen Seminar an der RUB immer wieder gezeigt. Der Sportunterricht bietet die Möglichkeit viele Dinge beiläufig in Bewegung zu lernen. So werden Hemmungen abgebaut und das Erlernen von spezifischem Vokabular wird enorm erleichtert. Auch Schüler und Schülerinnen die die deutsche Sprache noch kaum beherrschen werden durch Nachahmung und Beobachten im Sportunterricht relativ schnell neues Vokabular aufschnappen und zuordnen können. Außerdem bietet der Sportunterricht eine weitere Besonderheit. Da vor allem in den Spielsportarten, aber auch bestimmte Bewegungsaufgaben in den Individualsportarten nur im Team gelöst werden können, kann den Schüler/innen im Sportunterricht die Bedeutung von Kommunikation sehr anschaulich näher gebracht werden. Gerade in kontrastären Aufgabenstellungen in denen man die Schüler und Schülerinnen zunächst gar nicht verbal kommunizieren lässt und anschließend übertriebene verbale Kommunikation zulässt, verstehen Schüler/innen die Bedeutung von Qualität und Quantität von Kommunikation zum Lösen von Aufgaben relativ schnell. Ein weiterer Vorteil der häufigen Teamarbeit und des spielerischen Aspektes im Sportunterricht sind die Möglichkeiten des Distanzabbaus, die beim Umgang mit Fremdheit von enormer Bedeutung sind. Fremdheit kann von Schülerinnen und Schülern in verschiedenen Sportspielen erfahren und verstanden werden und so nimmt auch die Distanz zunehmend ab. Zu guter Letzt besteht ein weiterer Vorteil des Sportunterrichts in der Praxisnähe zum Alltag der Schüler. Diese verstehen in jungen Jahren häufig noch nicht wie sie im Schulunterricht Gelerntes abstrahieren und in ihrem eigenen Alltag umsetzten können. Hier hat der Sport den Vorteil, dass er häufig auch ein Thema im Alltag der Schüler/innen ist, egal ob sie nun selbst Sport treiben, es auf der Playstation spielen oder die Bundesliga im TV verfolgen. Diese Tatsache macht es für die Schülerinnen und Schüler deutlich einfacher gelerntes auch in ihr alltägliches Leben umzusetzen.

Natürlich ist das Themenfeld des DSSZ noch ein sehr junges, aber genau da setzt diese Internetseite an und möchte so eine umfassende, stetig wachsende Plattform bieten, um sich mit dem Thema der Sprachförderung im Sportunterricht auseinander zu setzten.